Anlaufpunkt für Menschen mit Hilfsbedarf

 Angelika Krampe (v.l), Dirk Weigel, Maikel Küpper und Regina Gische stehen mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Schwartz, Anna (as) 

Angelika Krampe (v.l), Dirk Weigel, Maikel Küpper und Regina Gische stehen mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Schwartz, Anna (as)

Ein Artikel von Michael Bosse aus der Westdeutschen Zeitung vom 10.10.2019

Oberbarmen. „Café Berlin“ an der Schwarzbach ist 15 Jahre alt geworden. Die Einrichtung ist Quartierstreff und Ort für Beratungen.

Zum Berliner Platz ist es nur einen Steinwurf, und die Nähe zu dem nicht immer pflegeleichten Mittelpunkt Oberbarmens ist für das „Café Berlin“ auch durchaus so etwas wie Programm. Die Einrichtung feiert in diesem Jahr ihren 15. Geburtstag und habe sich mit ihrem niederschwelligen Angebot etabliert, sagte die Geschäftsführerin der Wichernhaus Wuppertal gGmbH, Regine Widmayer-Wagner, am Mittwoch. Das Café verstehe sich als Anlauf- und Treffpunkt für Wohn- und Obdachlose, die vom Berliner Platz kommen. Aber auch der Bedarf an Sozialberatung für Ratsuchende sei gestiegen – in diesem Bereich verzeichne man „stetig mehr Nachfragen“, betonte Widmayer-Wagner.

Träger der Einrichtung, die außer einem Café auch ein Büro, einen Raum mit Dusche, Waschmaschine und Trockner sowie Toiletten bietet, ist der Verein Wichernhaus Wuppertal. Die Stadt unterstützt die Einrichtung mit einem Zuschuss von rund 67 000 Euro pro Jahr. Etwa 100 Quadratmeter stehen in dem angemieteten Objekt zur Verfügung. Bei der Eröffnung der Einrichtung vor 15 Jahren sei es darum gegangen, einen Treffpunkt für „Menschen aus dem Stadtteil“ zu schaffen und eine Brücke zu „bestimmten Hilfsangeboten zu bieten“, betonte der städtische Sozialdezernent Stefan Kühn.

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INFO

Geöffnet ist das „Café Berlin“ montags bis freitags von 8.30 bis 16 Uhr. Die Beratungen werden an diesen Tagen von 9 bis 14 Uhr angeboten. Dienstagvormittags verteilt die Tafel dort auch Lebensmittel. Die Adresse lautet: Schwarzbach 8, 42279 Wuppertal. Einrichtungsleiterin Petra Söder: 9806-266.

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Dabei versteht sich das Café auch als Hilfsangebot für obdachlose und suchtkranke Menschen, die sich regelmäßig auf dem Berliner Platz aufhalten. Mit Blick auf diese Menschen biete man einen „Schutzraum“, unterstrich Widmayer-Wagner. Man könne zwar nicht dafür sorgen, dass die Probleme auf dem Berliner Platz damit gelöst würden, aber immerhin könne man seine Hilfe anbieten. So kämen vor allem morgens Personen vom Berliner Platz, die sich in dem Café mit einem Frühstück versorgen. Und regelmäßig kämen auch Experten der Drogenberatung in die Einrichtung, um Betroffene über Wege aus der Sucht zu informieren. 

Nötig wird das Hilfsangebot nach Ansicht von Kühn auch aufgrund der sich verschärfenden Situation am Wohnungsmarkt. So habe sich die Zahl der wohnungslosen Menschen in der Stadt in den vergangenen Jahren auf etwa 600 bis 800 erhöht. Probleme bereite dabei auch die Zuwanderung von Menschen aus östlichen EU-Staaten wie Rumänien und Bulgarien.

Pro Monat gibt es rund 190 Beratungen im Café Berlin

Eine verstärkte Nachfrage verzeichnet das „Café Berlin“ auch bei den kostenlosen Beratungen. Im Durchschnitt würden knapp 190 Beratungen im Monat durchgeführt, sagte
die Sozialpädagogin Julia Ennig. Themen seien unter anderem Fragen zum Antragsverfahren für das Arbeitslosengeld II, zu Wohnen und Miete oder auch zu Asylverfahren und
Familienzusammenführungen. Auch bei Themen wie Überschuldung oder Rente hilft Ennig. Unterstützt wird sie dabei von der Kollegin Angelika Krampe, die im Büro arbeitet, und bis
zu sechs Mitarbeitern, die über das Jobcenter im Rahmen einer befristeten Maßnahme im Café tätig sind. Auch Sozialstunden für straffällig gewordene Personen können dort abgeleistet werden. Zudem kämen auch immer wieder ehemalige Mitarbeiter in die Einrichtung, weil sie die „familiäre Atmosphäre“ dort mögen und sich mit dem Café identifizieren, betonte Ennig. Regelmäßig in die Einrichtung kommt auch Hoda Ibrahim. Die junge, ursprünglich aus Ägypten stammende Frau war mit dem „Café Berlin“ Anfang 2017 in Kontakt gekommen, weil sie sich von ihrem Mann getrennt hatte und nach Wuppertal umgezogen war. Da sie Probleme mit den Anträgen vom Jobcenter hatte, habe sie sich damals an die Mitarbeiterinnen des „Café Berlin“ gewandt, erzählte sie. „Ich hatte damals nicht geglaubt, dass die Beratung umsonst war“, sagte sie. Weil ihr dort so gut geholfen wurde und ihr die freundliche Atmosphäre in dem Café gut gefiel, komme sie nun immer wieder dort hin. Und bei Beratungen von Flüchtlingen etwa aus Syrien bietet sie ihre Hilfe als Dolmetscherin an.

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Quelle: Westdeutsche Zeitung vom 10.10.2019. Autor: Michael Bosse, Foto: Anna Schwartz
https://www.wz.de/nrw/wuppertal/das-cafe-berlin-ist-ein-anlaufpunkt-fuer-menschen-mit-hilfsbedarf_aid-46391815

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